Kindliche Begeisterung

Der ständige Dialog zwischen dem Deutsche Leichtathletikverband (DLV) und den Trainern/Betreuern an der Basis ist in Trainingshinweisen und –anleitungen eingeflossen, die der DLV dankenswerter Weise veröffentlicht hat. So ist eine Trainingseinheit, welche die Trainer vorbereiten, wohl durchdacht und methodisch richtig aufgebaut. Nehmen wir das Speerwerfen als Beispiel. Geübt wird zunächst mit einem Schlagball, danach mit einem kurzen, daumenstarken Stock und schließlich mit einem sogenannten „Heuler“. Der Heuler hat die Form eines Footballs, nur wesentlich kleiner, an dessen Hinterteil vier Stabilisierungsflossen angebracht sind. Der Charme dieses Geräts besteht darin, dass er, kräftig geworfen, zur Begeisterung der Kinder einen anhaltenden Heulton von sich gibt. Die Ausbilder korrigieren oder loben bei jedem Versuch eines Kindes und achten medizinballbesonders auf den Weg, den der Arm beschreibt, auf die Fußstellung und Hüfthaltung. Viele Versuche sind nötig, bis die Bewegung einigermaßen stimmt. Manchmal aber geht es auch sehr schnell. Immer dann, wenn das erfahrene Auge des Betreuers den entscheidenden Fehler erkannt hat, wie bei dem Zehnjährigen, dessen Trikot den Namen „Lewandowsky“ trug. Er sollte den Schlagball werfen. „Mit Anlauf oder ohne?“ fragte er die Trainerin. „Wie Du möchtest“, war die Antwort. Er entschied sich für den Anlauf, der, noch nie geübt, eher den Sprüngen eines flüchtenden Hasens entsprach, als dem trainierten Anlauf eines Speerwerfers. Kraftvoll warf er den Ball, der, mit großer Wucht, allerdings nur wenige Meter vor ihm auf den Rasen klatschte. Etwas verlegen holte er den Ball zurück und kam an einem Beobachter vorbei, der eher zufällig am Rande stand. Dieser, ein erfahrener Werfer, sagte zu ihm: „Den nächsten Versuch machst Du aus dem Stand. Und dann versuchst Du, in die Kronen der gegenüber liegenden Bäume zu werfen. Dann wirst Du weiter werfen, als die Markierungen reichen.“ Der Junge schaute den Ratgeber etwas ungläubig an und fragte, wie Kinder eben fragen: „Stimmt das?“ Der Ratgeber nickte. Artig lieferte Lewandowsky seinen Ball bei der Aufsicht ab und stellte sich wieder hinten an. Als die Reihe an ihm war, ging er bis zur Abwurflinie vor, nahm Schrittstellung ein, zeigte mit dem linken Arm in die Baumwipfel, holte aus und warf, wie ihm geraten worden war. Es war an diesem Nachmittag der weiteste Wurf von allen Kindern. Er holte den Ball, den er geworfen hatte und kam erneut an dem Beobachter vorbei. Er baute sich vor diesem auf, stützte die Fäuste in die Hüften und sagte: „Du Hellseher.“
Diese Begebenheit hat sich während eines Trainings der Gruppe um Anke Piepers zugetragen
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Der SV RW Schlafhorst bietet an, dem Training der

 Kinder- und Jugendgruppen zu zuschauen und

 im Gespräch mit den Trainern Fragen zu vertiefen.

 

Auch bei dem Training von Jutta und Michael überträgt sich die Freude und die Begeisterung der Kinder schnell auch auf den Zuschauer. Und der kann dabei durchaus auch einmal nass werden, wie folgende Episode beweist.slalom

Michael musste das Training während eines Regenschauers unterbrechen, um auf der Veranda der Holzhütte Schutz zu suchen. Ganze fünf Minuten hielt die Geduld der angehenden Athletinnen und Athleten. Dann stellten sich einer mit der eindeutigen Aufforderung an Michael in den Regen: „Komm, lass uns weiter machen.“ Offensichtlich faszinierte die Kinder eine Vorübung für das Diskuswerfen besonders. Jeder hatte zu diesem Zweck einen Gummireif in der Hand, der aussah, wie ein kleiner Rettungsring. Juttas und Michaels methodisches Geschick schien unerschöpflich zu sein. Mit immer neuen Vorübungen verdeutlichten sie den Kindern, dass der Diskus die Hand über die Kuppe des Zeigefingers zu verlassen und wie der Körper sich dabei zu bewegen hat. Ein sehr komplizierter Bewegungsablauf.

Natürlich gibt es Kinder, denen es leichter als anderen fällt, komplizierte Bewegungen nachzumachen. Das geschulte Trainerauge erkennt das Talent sofort. Aber noch wollen Michael und Jutta keine Spitzenleistungen fördern. Das ist die Aufgabe der Leistungsgruppe. Noch geht es darum, in den Kindern die Begeisterung für die vielfältigen Bewegungen zu wecken und damit die Begeisterung für die Leichtathletik.